Akupunktur - Allgemeines

Die Akupunktur (von lat. acus = Nadel, pungere = stechen) ist eine alte Methode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Mithilfe von in den Körper eingestochenen dünnen Nadeln sollen mit ihr Krankheiten geheilt, Schmerzen gelindert oder das Wohlbefinden gesteigert werden.
Die Einstichpunkte liegen bei der Akupunktur über den gesamten Körper verteilt auf sogenannten Meridianen oder Energiebahnen, in denen die körpereigene Energie, das Qi, fließt. Die einzelnen Akupunkturpunkte sind aufgrund alter Erfahrungen festgelegt worden.
Obwohl die Sprache und Erklärungsmechanismen der Akupunktur dem westlichen (natur-)wissenschaftlich gebildeten Menschen zunächst fremd und überholt erscheinen, erkennt man in diesem alten Wissen, sofern die Begriffe jeweils modern übersetzt werden, neueste Erkenntnisse und Einsichten der medizinischen Forschung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Indikationsliste mit etwa 100 Beschwerdebildern, die sich für Akupunkturbehandlungen eignen, veröffentlicht. Besonders in der Schmerz- und Suchtbehandlung werden die Nadeln auch von westlichen Schulmedizinern eingesetzt.

Für die verschiedenen Anwendungen stehen unterschiedliche Arten von Nadeln aus verschiedenen Materialien und in verschiedenen Dicken und Längen zur Verfügung. In der Regel werden Nadeln aus Edelstahl als Einwegnadeln – und mehr historisch und heute nur noch sehr selten aus Silber oder Gold – verwendet. Silber oder Goldnadeln werden vor allem bei der Akupunktur des Ohrs verwendet. Die Länge der Nadeln variiert zwischen 1,5 und 7 Zentimetern. Die kurzen Nadeln werden vor allem im Gesichtsbereich, die langen bei der Behandlung tieferer Muskelstränge verwendet.

In der modernen Akupunktur werden neben Nadelakupunktur auch Laser- oder Elektroakupunktur eingesetzt; hierbei werden die Punkte nicht durch Bewegen der Nadeln, sondern durch Elektro- oder Laserenergie stimuliert.

Traditionelle Akupunktur
Die Akupunktur soll – wie alle anderen Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) – das Gleichgewicht von Yin und Yang erhalten. Eine Krankheit entsteht nach traditioneller Ansicht, wenn diese Harmonie gestört ist. Die Lebensenergie, die durch die Meridiane (Energiebahnen) strömt, darf nicht blockiert werden. Durch Akupunkturnadeln kann sie wieder ins Gleichgewicht gebracht werden, indem bestimmte Energiepunkte sediert (d.h. beruhigt) oder stimuliert werden. Für die Diagnosestellung berücksichtigt der Therapeut ganzheitliche Aspekte wie die Lebensweise oder die Ernährung des Erkrankten, die Persönlichkeit und die Krankengeschichte.

Wirkmechanismen
In der modernen "verwestlichten" Akupunktur wird der philosophische Hintergrund ausgeklammert. Die Diagnosestellung erfolgt nach einer normalen Konsultation. Die Wirkung wird nicht mit der Beeinflussung des Qi erklärt, sondern mit den folgenden Mechanismen:

Bildung beziehungsweise Verstärkung von körpereigenen morphinartigen Substanzen wie
   Endorphinen sowie Einfluss auf Transmittersubstanzen an den Synapsen
   (Übertragungsstellen) von Nerven- oder Muskelzellen.
Aktivierung oder Deaktivierung schmerzkontrollierender oder schmerzleitender Nervenzellen.
Reflexwirkung: Ein erkranktes Organ führt zu einer Reihe von teilweise schmerzhaften    Veränderungen auch in ferner gelegenen Muskel- und Hautpartien, z.B. zu Verspannungen,    Verkrampfungen und Durchblutungsveränderungen; durch Einwirken auf diesen Bereich ist eine    Rückwirkung (Reflex) auf das erkrankte Organ möglich.
Bioelektrische Regulation: Alle Nerven- und Muskelvorgänge sind unter anderem elektrische    Vorgänge; die Veränderung an einer Muskelzelle – z.B. eine Umkehrung der Polarität    (Depolarisation) – kann über die vielfältigen Verbindungen von Zellen, Geweben und Organen zu    einer Durchblutungssteigerung und/oder einer Abwehrzellenvermehrung führen.

Formen der Akupunktur
Moxibustion Bei der Moxibustion werden die Akupunkturpunkte des Körpers durch Wärmereize stimuliert. Hierzu wird Moxawolle, die aus Beifußblättern hergestellt wird, über oder auf der Haut verbrannt. Die Haut verbrennt dabei selbst nicht, sie empfängt nur den Wärmereiz.

Ohrakupunktur
Bei dieser speziellen Form der Akupunktur werden Nadeln in die Ohrmuschel gesetzt. Man geht von einer Vielzahl von Nervenendigungen in der Ohrmuschel aus, die kleinste Repräsentanten für alle inneren Organe und Teile des Bewegungsapparats darstellen. Jeder dieser Punkte ist über das Gehirn einer bestimmten Region oder einem innerem Organ zugeordnet. Der Therapeut kann ganze Körperbereiche über die Nadelung von Ohrakupunkturpunkten beeinflussen.

Die Therapie ist sehr schnell wirksam. Besonders gut eignet sie sich zur Beeinflussung von inneren Organen wie Prostata, Gebärmutter oder Eingeweiden. Auch in der Behandlung von Migräne, Trigeminusleiden, Ischiasschmerzen, Allergien, Esssucht, Nikotin-, Medikamenten-, Drogen- oder Alkoholsucht wird sie erfolgreich eingesetzt, ebenso bei Depressionen, Angstneurosen oder Organneurosen und auch bei einer Bronchitis oder Gürtelrose. Sie ist auch als Elektroakupunktur durchführbar.

Anwendungsgebiete
Die World Health Organization (WHO) hat eine Indikationsliste für etwa 100 Erkrankungen veröffentlicht, die sich für eine Akupunkturbehandlung anbieten. Dazu gehören Erkrankungen des Atemtrakts (wie Erkältungen), bronchopulmonale und gastrointestinale Erkrankungen (wie akute Bronchitis beziehungsweise Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder Durchfall (Diarrhö)), Augenerkrankungen (z.B. Katarakt), Erkrankungen der Mundhöhle (Zahnschmerzen und Rachenentzündung) sowie verschiedene neurologische und orthopädische Erkrankungen wie Kopfschmerzen, Migräne, Lähmungen nach Schlaganfall, Tennisellenbogen, rheumatoide Arthritis und viele mehr.

Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernehmen die Kosten für eine Akupunkturbehandlung bei Lendenwirbelsäulen- und Kniegelenkschmerzen. Nicht behandelt werden sollten alle Erkrankungen mit nicht eindeutiger Diagnose, schwere psychische Erkrankungen, jede Art von Krebs (außer zur Schmerzlinderung) und die meisten
Infektionserkrankungen.

In der Frühschwangerschaft kann die Akupunktur zum Beispiel bei Übelkeit und Erbrechen und später zur Geburtsvorbereitung eingesetzt werden. Jede Art der Stimulation der Akupunkturpunkte sollte während der Schwangerschaft nur zurückhaltend angewandt werden.

Risiken und Komplikationen
Nebenwirkungen sind bei der Akupunktur nur selten zu erwarten. Lokal kann es zu einer vorübergehenden Hautrötung, einem Wärmegefühl oder (selten) zu Unwohlsein kommen. Ebenfalls selten treten Hämatome auf. Vor allem bei länger liegenden Nadeln (Ohrakupunktur) können Entzündungen an den Einstichstellen vorkommen. Bei den ersten zwei bis drei Behandlungen können sich (wie auch in der Homöopathie) die Beschwerden kurzzeitig verschlechtern.


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